Ökumenischer Eine-Welt-Verein Burgkirchen – Das Jahr 2020 im Rückblick
Die Vorsitzende des Vereins, Elvira Englberger sowie Uschi Binsteiner, verantwortlich für den Weltladen und Regina Greiner, verantwortlich für die Finanzen des Vereins schauen auf das Jahr 2020 zurück:
Das Jahr 2020 war für fast alle Menschen und Organisationen von der Pandemie geprägt bzw. zumindest stark beeinflusst. Der erste Lockdown im März 2020 kurz vor Ostern traf alle sehr überraschend und vor allem völlig unvorbereitet. Uschi Binsteiner blickt zurück: „Unser Weltladen war natürlich auch betroffen, und der erste Gedanke war: Was passiert mit all den Waren, die für Ostern bestellt sind. Alles wegwerfen?“
Zum Glück kam es ein bisschen anders: Die bestellten Osterwaren wurden von den Kindergärten abgeholt. Und bald stellte sich heraus, dass der Laden geöffnet bleiben kann. Und es erklärten sich auch genügend ehrenamtliche Mitarbeiter bereit, im Laden zu arbeiten und so die Öffnung zu ermöglichen. Mit Hygienemaßnahmen, die zunächst recht improvisiert waren, nach und nach aber immer besser und damit sowohl für die Kunden als auch die Mitarbeiter sicherer wurden. Zu dieser Zeit waren die sogenannten Alltagsmasken noch recht rar, und deshalb haben fleißige Hände Masken genäht und zum Verkauf im Laden zur Verfügung gestellt. Die Lieferketten für unsere Waren kamen anfänglich ziemlich ins Stottern, manches war nicht mehr lieferbar. Die Kunden des Weltladens nahmen die Angebote aber weiterhing gerne an und hatten Verständnis für die eine oder andere Verzögerung.
Bericht im ANA am 12.4.2021 / Beitrag von Rosi Spielhofer

Was war die eigentliche Motivation für die Öffnung des Ladens? Elvira Englberger erläutert das so: „Vordergründig natürlich die wirtschaftliche Überlegung um den Laden finanzieren zu können. Die Hauptmotivation liegt allerdings im Zweck des Vereins: Den Produzenten von fair gehandelten Waren weiterhin einen Markt zu bieten und ihnen so zu helfen, den Lebensunterhalt zu verdienen. Und mit dem Erlös des Weltladens bzw. den Mitteln des Vereins fördern wir Projekte in Bolivien, Tansania und Philippinen.“
Schon sehr bald war klar, dass die Pandemie wirklich alle Länder und Erdteile betrifft. Und in diesen ärmeren Regionen der Welt sind dann ganz schnell Strukturen völlig zusammengebrochen. Über Monate wurden keine Produkte mehr nachgefragt, somit gab es kein Einkommen mehr. Für die Kinder in den vom Verein unterstützten Projekten in Bolivien war im März 2020 zum letzten Mal Schule möglich. Und das ist leider bis heute so. Und Bildung ist so wichtig, weil es der Weg aus der Armut ist und Menschen hilft, sich für ihre Rechte einzusetzen.
Wie bei fast allen Vereinen gab es im Jahr 2020 kaum Möglichkeiten für Feste oder Feierlichkeiten. Der Seniorennachmittag am 4. Februar 2020 war die letzte größere Feierlichkeit in Burgkirchen. Hier hat der Eine-Welt-Verein wie seit vielen Jahr bewirtet und so gerne einen Beitrag für die Senioren geleistet und gleichzeitig einen finanziellen Baustein für unsere Projekte erwirtschaftet.
Und so erging es natürlich auch allen anderen in Bayern bzw. Deutschland, die mit solchen Aktionen während des Jahres einen wichtigen finanziellen Beitrag für die Menschen in ärmeren Regionen beisteuern.
Am Beispiel Bolivien verdeutlicht Regina Greiner, was mit den Beiträgen des Vereins passiert. „Zum einen finanzieren wir Schulinternate, damit Kinder die Schule besuchen können. Das wäre für die Kinder sonst wegen der weiten Wege nicht möglich. 15 Internate, weit verstreut in den Hochtälern der Anden Boliviens, bieten 500 indigenen Bergbauernkindern eine Heimat in ihrer Heimat. Buben und Mädchen lernen zusammen. 15 Internate und Schulzentren machen eine Ausbildung für alle auf dem Land möglich“.
Zum anderen unterstützt der Verein in Bolivien Projekt zur Bewässerung der Felder, zur Fleischtrocknung, für eine Strickerei etc. Es geht darum, den Menschen zu helfen, in ihren Dörfern den Lebensunterhalt verdienen zu können und so zu mehr Selbständigkeit zu kommen.

Bildung ist ein Schlüssel, um Armut und Ungerechtigkeit zu überwinden. Deshalb unterstützt der Eine-Welt-Verein über das evang.-luth. Dekanat Traunstein einen Schülerstipendienfond, um den Schulbesuch an weiterführenden Schulen in Dekanat Mpwapwa in Tansania zu ermöglichen.
Ein weiteres Projekt, das durch den Verein regelmäßig unterstützt wird, ist PREDA. Das ist eine philippinische Organisation, die sich seit 40 Jahren für Menschenrechte und gerechte soziale Entwicklung einsetzt. Durch Fairen Handel wird den Ärmsten und Verwundbarsten der Gesellschaft geholfen, Ungerechtigkeit und Armut zu überwinden.
Elvira Englberger betont die Verbundenheit und Solidarität mit diesen Menschen, die der Verein bzw. Weltladen gerade in der Pandemie besonders zeigen und leben will. Sie ergänzt: „Die Unterstützung, die wir dabei in Burgkirchen und weit darüber hinaus erfahren haben, hat uns sehr gefreut und angespornt, unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen weiterhin aktiv zu sein“. Bezogen auf die finanzielle Situation des Weltladens berichtet sie: „Während des Jahres war die Lage nicht zufriedenstellend, was allerdings auch nicht wirklich überraschend war“. Umso erfreulicher war dagegen das Spendenaufkommen in diesem Jahr. Der Verein konnte im Jahr 2020 die Projekte mit insgesamt 16.000 Euro unterstützen. Das ist der bisher höchste Beitrag und gerade in dem schwierigen Jahr 2020 besonders wichtig und willkommen. Diese Summe resultiert aus dem Ergebnis des Weltladens, den Beiträgen der Mitglieder, einer großzügigen Spende der Kolpingsfamilie und vielen Spenden von Einzelpersonen. Auch der Erlös aus den selbst genähten Mund-Nasen-Masken gehört mit rund 1000 Euro dazu. Dieser Beitrag ging direkt an das Kinderdorf von Gerd Brandstetter in Brasilien. Die Halsbacher Nikoläuse haben wie seit vielen Jahren ihre Spende für PREDA auf den Philippinen zur Verfügung gestellt.
Die Vorstandschaft beschloss die Mehrwertsteuersenkung im letzten Jahr nicht an die Kunden weiterzugeben. Stattdessen beteiligte sich der Weltladen an der Aktion #fairwertsteuer des Weltladen-Dachverbands. An den Fond für Produzentenorganisationen des Fairen Handels sind so 580 Euro als reduzierte Mehrwertsteuer überwiesen worden.
Sehr positiv ist die Zusammenarbeit mit der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Gemeinde Burgkirchen. Die Idee „Burgkirchen ist FAIR“ und „Fairtrade“ ist in der Gemeinde und im Pfarrverband sehr lebendig und präsent und hat damit neuen Schwung bekommen. Es gibt mittlerweile einen Burgkirchner-Kaffe und ebenfalls einen Kaffee des Pfarrverbandes. Verschiedene Aktionen sind gemeinsam angestoßen und initiiert worden: Fairtrade-Flyer der Gemeinde, Handy- und Brillensammelaktion und 1000-Schulen-Projekt. Martin Rasch, Sprecher der Steuerungsgruppe, bringt den Nutzen der Handysammelaktionen auf den Punkt: „Diese Aktion ist ein anschauliches Beispiel für verantwortlichen nachhaltigen Umgang mit wertvollen Ressourcen und damit für Umweltschutz. Was aus den alten Handys herausgeholt wird – Gold, Silber, Kupfer – kann in neuen Handys als Sekundärrohstoffe wiederverwendet werden. Sie sind günstiger und müssen nicht unter oft sehr schwierigen Bedingungen aus dem Boden gewonnen werden. Recycling ist ökonomisch, ökologisch und sozial ein Gewinn. Die Handy-Aktion Bayern bestätigt uns, dass bisher durch umweltgerechtes Recycling ca. 5kg Kupfer, 83g Silber und 14g Gold zurückgewonnen wurden“.
Die Brillensammelaktion in Zusammenarbeit mit den örtlichen Optikern ist ebenfalls sehr erfreulich gestartet worden und findet großen Anklang über die Gemeindegrenzen hinaus.
Elvira Englberger freut sich über das breite Engagement und blickt trotz der schwierigen Situation auf Grund der Pandemie positiv nach vorne: „Wir wollen alles Machbare tun, um die Idee Fairtrade und die Verbundenheit und Solidarität mit den Menschen zu zeigen und zu leben“. Besonders wichtig sind dabei die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, die den Betrieb des Weltladens mit viel Umsicht und hohen Engagement sicherstellen. Frau Susann Eichner hat den Weltladen seit 2017 zuverlässig geleitet. In diese Zeit fiel auch der erfolgreiche Umzug in den neuen Laden. Frau Eichner wollte die Ladenleitung aber aus persönlichen Gründen zum Jahresende abgeben. Frau Englberger bedankte sich bei Frau Eichner im Namen des Vereins für ihre zuverlässige und engagierte Arbeit und zeigt sich gleichzeitig hocherfreut, dass die Ladenleitung bei Uschi Binsteiner und Luise Reil weiterhin in besten Händen ist.